Es ist nicht vorgesehen – und doch passiert es: Das Herz eines ungeborenen Kindes hört noch während der Schwangerschaft oder kurze Zeit nach der Geburt auf zu schlagen. Selbst in einem Bereich, der eigentlich von Freude und Hoffnungen geprägt sein sollte – wie bei einer Schwangerschaft –, kann es zu Verlusten und überwältigender Trauer kommen.
Die Formen dieser Verluste sind vielfältig: Ein Kind, das in der Frühschwangerschaft geht – oft als „Fehlgeburt“ bezeichnet –, hinterlässt eine Lücke, noch bevor jemand es sehen oder halten konnte. Wenn der Verlust später in der Schwangerschaft eintritt oder eine Totgeburt erfolgt, prallen Hoffnung und Realität auf eine besonders schmerzliche Weise aufeinander: Der Moment der Geburt wird zum Moment des Abschieds. Auch Kinder, die mit einer lebensverkürzenden Diagnose geboren werden, stellen Eltern vor die unvorstellbare Aufgabe, Leben und Abschied gleichzeitig zu denken. Der geplante Schwangerschaftsabbruch aus medizinischen oder psychosozialen Gründen ist ebenfalls ein Abschied, häufig begleitet von Unsicherheit und gesellschaftlicher Ahnungslosigkeit. Nicht weniger schmerzhaft ist der unerfüllte Kinderwunsch. Die monatliche Hoffnung, das fortwährende Warten, das Gefühl, nicht vollständig zu sein – all das zehrt an Körper und Seele der Betroffenen.
Rollenbilder und gesellschaftliche Erwartungen erschweren es vielen, offen über ihren Schmerz zu sprechen oder Hilfe anzunehmen. Für Außenstehende ist die Trauer meistens kaum sichtbar. In der Begleitung von Menschen, die einen solchen Verlust erleben, zeigt sich, wie individuell, komplex und häufig auch einsam Trauer in diesen Lebensphasen sein kann.
Psychosoziale Beratung bei donum vitae übernimmt eine zentrale Rolle: Je nach Situation und Bedarf stehen die Berater*innen den Betroffenen zur Seite – kostenlos und vertraulich. Ihre Aufgaben umfassen die Begleitung in Krisensituationen, Informationsvermittlung zu rechtlichen und medizinischen Fragen sowie psychosoziale Unterstützung bei Entscheidungsprozessen. Auch nach einem Schwangerschaftsverlust oder -abbruch begleiten die Beratungsfachkräfte die Betroffenen, sie helfen bei der Verarbeitung und vermitteln auf Wunsch weitere Hilfen. Sie sind somit wichtige Anlaufstellen, um Betroffenen in ihrer individuellen Trauer Raum, Verständnis und Orientierung zu geben.
In der aktuellen Ausgabe der „Notizen aus dem Bundesverband“ geben wir Ihnen Einblicke in die psychosoziale Beratung und Begleitung bei Verlust des Kindes.
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